In wessen Angelegenheiten war ich da eigentlich unterwegs?

Im Gespräch mit meinem Sohn ist es wieder einmal passiert. Ich wusste besser Bescheid und habe meine Sichtweise der Dinge ungefiltert rausgehauen. Natürlich inklusive Ratschlag wie es denn besser geht.

Reaktion: Mama, das ist meine Sachen und geht dich nichts an.

Ich: Du hast Recht, Entschuldigung.

Dabei bin ich sehr achtsam und bedacht in MEINEN Angelegenheiten unterwegs zu sein.  Meinem Gegenüber seinen Raum zu lassen.

Ich stelle fest im beruflichen Kontext fällt es mir deutlich leichter. Im privaten Kontext vermischt sich das immer mal wieder. Und es ist völlig normal. Je näher uns die Menschen sind um so mehr wollen wir retten.

Ich frag mich dann: Nur, hilft es dir? Hilft es deinem Gegenüber wirklich? Setzt er um weil er es will? Setzt er um weil er dir einen Gefallen tun will?

In wessen Angelegenheiten bin ich unterwegs

Eine der wichtigsten und wertvollsten Lektionen in meinem Leben ist, bei mir zu bleiben. Denn sobald wir in der Angelegenheit eines anderen Menschen sind, haben wir Stress. Wir sind stark im Außen fokussiert, finden dort Bestätigung, Halt und (vermeintliche) Nähe. Sich selbst nah zu sein, selbst Sicherheit und Halt zu geben – ein Lernprozess der sich lohnt.

 Kennst du die drei Arten von Angelegenheiten?

 Byron Katie – die Begründerin von THE WORK – beschreibt drei Arten von Angelegenheiten:

1. meine eigenen Angelegenheiten

  • meine Handlungen
  • meine Gedanken
  • meine Glaubenssätze
  • meine Gefühle

2. die Angelegenheiten der Anderen

  • deren Handlungen
  • deren Gedanken
  • deren Glaubenssätze
  • deren Gefühle

3. die Angelegenheiten des Universums (meine Beschreibung. Nenn es meinetwegen Gottes, oder einer höheren Macht, oder was für dich stimmig ist)

  • Gemeint sind Angelegenheiten, die niemand direkt beeinflussen kann, z.B. das Wetter, ob jemand krank wird oder stirbt, ob eine Ampel rot wird, ein Unfall passiert…

Diese klare Unterscheidung und Abgrenzung hilft dir dabei, dich aus Verstrickungen zu befreien und Stress zu vermeiden.

Dazu zwei Erkenntnisse aus eigener Erfahrung:

1. was lässt mich glauben dass ich „Bescheid weiß“ wie das Leben funktioniert. Klar hab ich Erfahrungen gemacht und eine super funktionierende Lösung für meine Herausforderungen gefunden. Kann ich mit absoluter Sicherheit sagen, das funktioniert auch bei den Problemen des anderen? Oder spreche ich meinem Gegenüber gerade ab selbst in der Lage zu sein eine Lösung zu finden?

2. ich frage mittlerweile: Möchtest du einen Tipp von mir? Denn ein Rat-Schlag ist auch ein Eindringen in den „Tanzbereich“ des Anderen. Oder ich beschreibe meine Vorgehensweise. So in etwa: ich hatte ein ähnliches Problem und bin so vorgegangen…                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ich möchte dir zeigen, dass wir ohne „Belehrung“ stressfreier in Beziehungen sind und die Verantwortung beim Gegenüber belassen.

(Rat-Schlag= meine Definition

Er hat oft etwas aggressives, übergriffiges, allwissendes und bestimmendes, vor allem in Ober-Unter Verhältnissen wie Chef-Mitarbeitende oder Eltern-Kind. Ein Ratschlag wirkt manchmal wie eine Drohung. Vor allem, wenn dabei transportiert wird: Wenn du meinen Ratschlag nicht befolgst, wirst du schon sehen was du davon hast. Um eine Veränderung des Handelns zu bewirken oder langjährige Gewohnheiten zu ändern, auch wenn diese offensichtlich schädlich sind, ist das Wissen zwar der erste Schritt, aber leider nicht die Lösung.)

Meine Angelegenheiten = mein Einflussbereich

Neue Freiräume und Selbstwirksamkeit entstehen dann, wenn du dich auf deine eigenen Angelegenheiten besinnst. Denn in jeder Situation, hast du Aspekte die in deinem Einflussbereich liegen: deine Gefühle und Gedanken.

Habe ich meine Angelegenheiten identifiziert, tun sich Handlungsspielräume auf, die ich aktiv angehen und gestalten kann. Frei nach dem Motto:

Love it (lerne es zu lieben/anzunehmen, es ist wie es ist),

Change it ( ändere die Situation/ das Problem bzw. deine Gedanken darüber) oder

Leave it (Verlasse die Situation/das Problem).

Getreu dem Motto: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden…